Obwohl die Veranstaltung wegen der aktuellen „Corona“- Pandemie fast abgesagt war, bat uns der Veranstalter (die Burg Beeskow) unsere Vorstellung im Rahmen eines Hygienekonzeptes zu modifizieren und somit trotzdem aufzutreten, was wir auch gerne taten.
Pyromantiker Berlin sorgen für heißen Theaterabend auf der Burg Beeskow
Das war sehr schön, so etwas habe ich noch nie erlebt", sagt klatschend zum Schluss Ursula Richter aus Trebatsch. Sie gehörte zu den rund 130 Besuchern der turbulenten Feuerwerksburleske "Unsere Kuh brennt durch" am Sonntagabend auf der Burg.
Normalerweise werden um diese Zeit in Beeskow – die Veranstaltung begann um 21.30 Uhr – die "Bürgersteige hochgeklappt", doch hier ließen es sich bei angenehmen Temperaturen die kleinen und großen Gäste bei roter Brause und Rotwein gut gehen. Alle warteten in der Dunkelheit voller Spannung auf die untypische Kombination von Theater mit Feuerwerk.
"Nicht viel haben, aber teilen"
Kaum hat Burgchef Arnold Bischinger seine Begrüßungsworte beendet, stolpern schon laut quasselnd die beiden norddeutschen Originale Vadder (Oliver Dassing) und Mudder ( Marlis Hirche) Schulten durch die Zuschauerreihen. "Du kannst ruhig schon mal anfangen", wirft die üppige Mudder Schulten in etwas zu kurz geratenem Kostüm ihrem mit Strickmütze und Fliege bekleideten Mann zu, während sie aus ihrer braunen Henkeltasche Eukalyptusbonbons an "Leute mit Mundgeruch" verschenkt: "Wir kommen aus Mecklenburg-Vorpommern. Haben nicht viel, aber teilen gern."
Der Vadder macht sich indessen auf dem mit allerlei Gerät bestücktem Hof zu schaffen und bemüht sich, seine selbstgebaute Feuerwerkstechnik in Gang zu setzen. In den Zinkwannen lodern bereits die Flammen, dann pufft es mal hier, mal dort, es brennt überall, sogar aus der Gießkanne. Vadder Schulten tritt das Feuer aus. Aber, oh je, da brennt auch schon die Hose! Mudder Schulten hisst in Panik schon die schwarze Flagge mit dem Totenkopf, aber auch aus dem Fahnenmast schießen plötzlich die Raketen. Und schließlich brennt auch noch die Kuh. Trotzdem hat sie Milch in Flaschen produziert, auch eine Schokomilch ist dabei. Darüber freut sich Lasse aus den Zuschauerreihen. Vadder und Mudder rennen im stinkenden Qualm hin und her, zanken, schimpfen und vertragen sich wieder. Manchmal werden sie auch melancholisch – wenn sie bei dem alten Volkslied "Schön ist die Jugend, sie kommt nicht mehr" anfangen zu tanzen.
Franz tröstet seine Frau mit den Worten: "Im Grunde meines Herzens bist du mein kleiner Sprengkörper." Und kündigt eine Überraschung an. Auf einer Karre schiebt er einen kochtopfähnlichen, explosiven Gegenstand heran – aber nichts passiert. "Typisch Mann, große Ankündigung, aber nichts dahinter", kommentiert die Bäuerin. Aber gleich ist sie wieder Feuer und Flamme für Vadders Ideen.
Feuer und Flamme
Er will auf sie schießen, sie schützt sich mit einer großen Aluminiumplatte, "um die Kugel abzulenken und zum Baum da drüben zu führen". Kurze Zeit später ergießt sich vom Baum ein wunderbarer Sternenregen. Applaus! Mudder Schulten ist begeistert: "Diese Sprengkraft, die du hast..."
Zum Schluss darf der Göttergatte noch mal richtig "reinhauen", den Burghof zum Finale mit grandiosem Feuerwerk hell erleuchten. Irgendeiner in der hinteren Reihe sagt: "Silvester ist ein Scheißdreck dagegen." Nach einer knappen Stunde ist Schluss. Den Besuchern hat es gefallen. Sehr sogar. Und das kleine Ensemble der Pyromantiker Berlin genoss den Applaus – wegen Corona der erste seit März.
MOZ, 13. Juli 2020 • Beeskow, von Ruth Buder