„Das Spiel bei Kindern ist ursprünglich ein Ausprobieren“, sagt auch der Kinder- und Jugendpsychotherapeut Peter Dillig aus Rothenburg. Schon kleine Kinder lernen im Spiel ihren Körper und ihr Verhalten kennen. Sie finden mit Hilfe von Spielregeln die Grenzen ihres Handelns heraus. Auch das Nachahmen ist sehr wichtig. Ein typisches Spiel sei das Rollenspiel mit anderen Kindern, wie „Mutter, Vater, Kind“. „Auch das Spiel mit Puppenhaus und Kaufladen ist ein Nachahmen und Erlernen der Welt, die die Kinder umgibt“, sagt der Psychologe. Der „gute alte Kaufladen“ sei ein gutes Beispiel für das Erlernen und Begreifen der Welt im Spiel gewesen: „Ich kaufe etwas, verkaufe etwas, bezahle den Wert der Waren in Spielgeld.“ Im Spiel gehe es meistens darum, Rollen zu übernehmen, auszuprobieren.
Doch warum spielen dann auch erwachsene Menschen? „Etwas zusammen zu tun, gemeinsam etwas zu erleben, Spaß zu haben, sich einer Herausforderung zu stellen, sich miteinander zu freuen und aufeinander zu achten oder sich zu messen, und dass man sich über einen Sieg freuen kann, macht den Reiz und den Wert des Spielens für Erwachsene aus.“ Aber man könne sich auch ärgern und Enttäuschungen verarbeiten, sagt der Psychologe. Auch im Alltag wolle man sich Herausforderungen stellen, Freude und Enttäuschungen müssen verarbeitet werden. Das Spiel sei einerseits ein hervorragender Ausgleich zur wirklichen Welt, andererseits ein Ort zum Ausprobieren. Spielen schafft Kontakt.
aus "Werte-Serie“ der NZ von Martin Bek-Baier